SPD gegen Untergangsstimmung

Todesurteil und Ladensterben in der Hauptstraße sind die Vokabeln, mit denen die WAHL den Bau des Nahversorgungszentrums (NVZ) auf dem ehemaligen Hitzbleck-Gelände derzeit begleitet. Aktueller Anlass sind Veränderungen an der Vertragsgrundlage für das NVZ. Die nüchternen Fakten dazu sehen weit weniger dramatisch aus: Schon bisher gibt es keinerlei Sortimentsausschlüsse für das NVZ. Auch die angesprochenen Drogerieartikel waren schon bisher als Sortimente für den SB-Markt und den Discounter zulässig. Angesichts dieser Sachlage den kompletten Bau des NVZ an der Frage eines separaten Drogeriemarktes scheitern zu lassen, wäre absurd und für den Einzelhandel in der Innenstadt kontraproduktiv.


Die Innenstadt braucht zwingend einen attraktiven SB-Markt und einen Discounter, um ein komplettes Angebot abbilden und Kunden anlocken zu können.  Das Fehlen des Discounters wird seit Jahren beklagt, nachdem ALDI den Standort wegen eines zu kleinen und nicht mehr zeitgemäßen Ladenlokals verlassen hat. Die gleichen Probleme sind für den REWE-Markt zu diagnostizieren, der auf seiner beengten Fläche nicht dauerhaft überlebensfähig ist. Die Aussage der WAHL, „einen Supermarkt und einen Discounter kriegen wir schon in die Innenstadt“, ist leichtfertig und wird durch die ergebnislosen Bemühungen der letzten Jahre widerlegt.


Natürlich ist es wichtig, dass es auch in der Hauptstraße sogenannte Frequenzbringer, Geschäfte, die täglich von vielen Kunden angelaufen werden, gibt. Noch wichtiger ist es allerdings, die Voraussetzungen und Anreize dafür zu schaffen, dass die Kunden überhaupt erst einmal in die Innenstadt kommen. Daher ist das NVZ mit einem modernen SB-Markt und einem Discounter unverzichtbar.


Sicher darf man Kritik am Investor üben, der Einiges nicht so, wie geplant und abgesprochen liefern kann. Man darf aber auch überlegen, woran es liegen kann, dass es selbst einem namhaften Betreiber wie HBB nicht gelingt, die in Heiligenhaus geplanten Ladenlokale zu füllen. Laut dem letzten Einzelhandelsgutachten fließt viel Kaufkraft in die Außenbereiche (Real, Selbecker Markt, Lidl) und in die Nachbarstädte. Der stetig wachsende Online-Handel tut sein Übriges. Man darf fragen, was Stadt, Stadtmarketing, Einzelhandel und der Investor zusammen tun können, um trotz entgegenlaufender Trends eine attraktive Innenstadt zu gestalten und die Kaufkraft der Bürger hier zu binden. Man darf auch fragen, wie es gelingt, die Hauptstraße optimal mit dem NVZ zu verbinden, damit einkaufstechnisch eine Einheit entsteht. Wenig zielführend ist es allerdings aus Sicht der SPD-Fraktion, dem NVZ-Investor zu empfehlen, von seinem Projekt abzuspringen. Das würde die Stadt um Jahre zurückwerfen.